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Was hat die Gestaltung von Gärten, Landschaften und Siedlungen mit Ethik und Philosophie zu tun? Eine ganze Menge tatsächlich, denn ohne sie fehlt die Richtung. Echte zukunftsfähige Gestaltung ist ohne ethische und philosophische Grundsätze gar nicht möglich. Welche das sind, erfährst Du in diesem Artikel.  

Worum geht’s hier?

Von Dezember 2016 bis Januar 2017 habe ich an einem online Permakultur Design Zertifikatskurs bei dem australischen Permakultur Pionier Geoff Lawton teilgenommen.

In dieser Serie möchte ich das, was ich gelernt habe, mit Dir teilen. Hier lade ich in loser Reihenfolge Artikel zu ausgewählten Kursinhalten hoch, in denen ich für Dich das zusammenfasse, was ich von dem Kursinhalt für wichtig halte. Damit der praktische Teil nicht zu kurz kommt, werde ich versuchen, so viel Inhalt wie möglich mit meinen eigenen Projekten zu verknüpfen oder Dir zumindest ein paar umsetzbare Tipps für Deine eigenen Projekte mit auf den Weg zu geben.

Was passiert, wenn wir so weiter machen wie bisher?

Es macht keinen Sinn noch mehr Beweise dafür zu sammeln, wie zerstörerisch die Kombination aus Verbrauch von endlichen Ressourcen und exponentiell ansteigendem Konsum ist.

Die Auswirkungen unseres Handelns auf unseren Lebensraum sind ausreichend verstanden: Mit dem modernen westlichen Lebens- und Wohlstandsmodell zerstören wir die Lebensgrundlage der Generationen die nach uns kommen.

Die Beweise dafür sind überall um uns herum: Erosion, Verlust der Bodenfruchtbarkeit, Artensterben, Überdüngung, Vermüllung, Mikroplastik im Trinkwasser.

All diese Auswirkungen stehen nur dummerweise nicht auf den Etiketten der Produkte, die wir kaufen. Hinzu kommen noch die zahlreichen sozialen Probleme wie Armut, Gesundheitsversorgung, Ausbeutung und Kinderarbeit.

Diese Liste könnte ich noch ein paar Zeilen weiter treiben. Alles nichts neues für Dich, oder?

Die Party ist vorbei – Wir brauchen neue Lösungen

In einer Welt globaler Arbeitsteilung sind Umwelt, -Gesundheits- und Sozialprobleme komplex miteinander verwoben. Am Ende steht dennoch eine einfache, grundlegende Erkenntnis: Die Party ist vorbei. Unser jetziges Wirtschaftsmodell ist nicht zukunftsfähig.

Aber wie gesagt, mehr Beweise sind nicht nötig. Handeln und Lösungen zu entwickeln hingegen schon.

Mit einer ähnlichen Ansage startet das erste Modul von Geoff Lawtons online PDC 2.0. In Modul 1 geht es um Ethik und Philosophie und darum, wie sich mit Permakultur-Gestaltung zukunftsfähige Lebensräume schaffen lassen.

Was einen Lebensraum zukunftsfähig macht – und was nicht, ist durchaus eine philosophische Frage. Deshalb beginnt Permakultur mit Ethik. Lawton bezeichnet Permakultur sogar als eine ethische Design-Wissenschaft.

Warum Du Dich mit Ethik beschäftigen solltest

Was ist Ethik, warum solltest Du Dich damit auseinander setzen? Ethik ist die Lehre davon, zwischen gut und böse oder zwischen richtig oder falsch zu unterscheiden. Ethik hilft dir Richtig und Falsch zu unterscheiden. Ethik ist ein eingebauter Kompass, der Dir zeigt, wo Richtig oder Falsch liegt .

Aus der Permakultur-Perspektive zeigt uns dieser eingebaute Kompass an, was für die Gestaltung von zukunftsfähigen Lebensräumen richtig und falsch ist. Er hilft uns zukunftsfähige Entscheidungen zu treffen.

Permakultur und Ethik

Durch die Permakulturbrille betrachtet, besteht „richtiges“ zukunftsfähiges Handeln aus drei Prinzipien, die in dieser Grafik veranschaulicht sind. Im Uhrzeigersinn lauten sie:

  1. Achtsamer Umgang mit der Erde (earth care):
    Bedingungen dafür schaffen, dass alle Lebensformen bestehen bleiben und sich vermehren können.
  2. Achtsamer Umgang mit Menschen (people care):
    Menschen mit den Ressourcen versorgen, die sie zum Leben brauchen.
  3. Überschussverteilung und Selbstbegrenzung (fair share):
    Überschüsse gerecht mit Natur und Mitmenschen teilen. Grenzen für Konsum
    und Bevölkerungswachstum setzen.

Egal, ob es Deine täglichen Routinen sind oder ein konkretes Projekt. Die drei Ethiken (earth care, people care, fair share) sind so allgemein formuliert, dass sie sich auf praktisch alles anwenden lassen: auf Politik, auf Wirtschaft und auf Deinen Alltag.

Der Start: Hinterfrage Dein eigenes Handeln

Falls Du mit der allgemeinen Formulierung der drei Ethiken so wenig anfangen kannst, wie ich, helfen Dir vielleicht folgende Fragen weiter:

  1. Bringt Dein Verhalten oder Dein Projektvorhaben einen Mehrwert für die Umwelt? Herrschen in Deinem Garten, auf Deinem Balkon oder auf einer Grünfläche vor Deiner Wohnung die Bedingungen, die heimische Tiere und Insekten zum Leben und Fortpflanzen brauchen? Wenn nein, fallen Dir Lösungen ein, wie Du diese Bedingungen schaffen kannst?
  2. Bringt Dein Verhalten oder Dein Projektvorhaben einen Mehrwert für Menschen? Lebst Du selbst den Wandel vor, den Du in der Gesellschaft sehen willst? Hast Du eine Idee wie der Hinterhof oder der langweilige Grünstreifen vor Deinem Mehrfamilienhaus zum Treffpunkt für Dich und Deine Nachbar*innen werden kann?
  3. Was macht Dich glücklicher: Erlebnisse mit anderen zu teilen oder Dinge zu kaufen, die Du eigentlich gar nicht brauchst? Verschenkst Du Erlebnisse und Selbstgemachtes zum Geburtstag oder zu Weihnachten? Lässt Du einen Teil deiner Balkon-/Garten-Ernte für die heimischen Tiere übrig?

Übernimm Verantwortung – vor Deiner Haustür

Verantwortung übernehmen klingt erst einmal ziemlich groß.

Wie geht denn das so als kleiner Mensch mit scheinbar wenig Macht? Bei der Frage fühle ich mich auch oft wie der Ochs vorm Berg.

Weil die industrielle Landwirtschaft aber so unglaublich energieineffizient ist, kann das ganz einfach gehen.

Warum „selber anbauen“ so einen großen Effekt hat

Betrachtet man die Energiebilanz der modernen Landwirtschaft, ist heutzutage für jede produzierte Kilokalorie (kcal) Nahrung im Schnitt ein Energieaufwand von zehn Kilokalorien notwendig.

Dazu machen wir mal ein kleines Gedankenexperiment:

Stell Dir vor Du wärest ein*e Investor*in und jede Kilokalorie entspräche einem Euro. Du investierst zehn Euro, und bekommst einen Euro heraus.

Ich wette, Du würdest direkt auf dem Absatz kehrt machen.

Wie aber kommt dieses (Miss-)Verhältnis zustande? Warum ist dieses ineffiziente System trotzdem so weit verbreitet?

Minderaldünger und Pflanzenschutzmittel werden in sehr energieintensiven Prozessen hergestellt und Energie ist verhältnismäßg billig. Das Haber-Bosch Verfahren (Ammoniak-Synthese) braucht zum Beispiel Temperaturen von 500 ºC und Drücke von mehreren hundert Bar, um Ammoniak (ein Grundstoff für Düngemittel) herzustellen.

Ohne den Einsatz von Minderaldünger, Agrochemikalien und schwerer dieselbetriebener Maschinen, kann ein*e Landwirt*in alleine keine hundert Hektar bewirtschaften.

Ohne billige fossile Energieträger erst recht nicht.

Mit lokalen Kreisläufen und kleinbäuerlichen Betrieben lässt sich das (Miss-)Verhältnis der Kalorien umkehren. Mit biologischen Methoden und ohne Mineraldünger und Agrochemikalien beträgt das Verhältnis im günstigsten Fall eins zu zehn: Jede Kilokalorie Arbeit produziert zehn Kilokalorien Nahrung.

Jetzt versetz Dich wieder in die Investoren Rolle: Ein Euro rein, zehn Euro raus. In welches System würdest Du investieren?

Du magst jetzt vielleicht denken, dass das doch viel zu sehr vereinfacht und realitätsfern ist.

Ist es auch dummerweise.

Diese einfache Rechnung geht natürlich nicht auf. Dazu sind einerseits fossile Energieträger wie Kohle, Erdgas und Erdöl zu billig. Solange die zerstörerischen Konsequenzen ihres Einsatzes nicht im Preis enthalten sind, oder sie nicht plötzlich zuneige gehen, ändert sich an dieser Tatsache nichts.

Andererseits wäre für eine kleinbäuerliche Struktur ein dramatischer Anstieg der Beschäftigten in der Landwirtschaft nötig. Der Trend der letzten Jahrzehnte geht aber klar in eine Richtung: es arbeiten immer weniger Menschen in der Landwirtschaft. Solange die Landwirtschaft keine soziale Aufwertung erfährt und zu einer für junge Menschen deutlich attraktiveren Branche wird, bleibt „die große Wende“ aus.

Auch wenn der Eindruck nahe liegt, möchte ich aus dem eben genannten Grund hier auch nicht stumpf gegen „die Landwirtschaft“ oder „die Landwirt*innen“ wettern.

Ein Großteil von dem, was in der Landwirtschaft „schief läuft“ hat mit sozialen und ökonomischen Zwängen zu tun, an der „die Konsumenten“ und „die Politik“ ebenfalls beteiligt sind. In unserer Welt ist NICHTS so einfach, als dass wir auf jemanden zeigen können und sagen: „dieser Mensch oder diese Gruppe trägt die alleinige Schuld für Problem XY“.

Ich hoffe aber, dass unser kleines Gedankenexperiment trotzdem eines deutlich gemacht hat:

So etwas simples wie einen Garten anzulegen, Gemüse von einer kleinbäuerlichen solidarischen Landwirtschaft zu beziehen, einen Teil deines Gemüses selbst anzubauen oder einfach nur schnellwachsendes Schnittgrün auf dem Fensterbrett zu ziehen, hat bereits erhebliche Auswirkungen.


Schau Dich in Deinem Umfeld um, welche von diesen Alternativen kommen für Dich in Frage?


Behalte dabei eines im Hinterkopf: Mit jeder Kilokalorie selbst angebauter Lebensmittel die du verzehrst, sparst Du theoretisch bis zu zehn Kilokalorien Energieeinsatz (in Form von Diesel, Dünger- und Pflanzenschutzmitteln) in der Produktionskette. Ähnliche günstige Verhältnisse gelten für Gemüse von einer biointensiven, kleinbäuerlichen solidarischen Landwirtschaft.

Das Ziel: Kooperation statt Konkurrenz – mit anstatt gegen die Natur

Die natürliche Grundlage für Erfolg ist es nicht, die oder der Stärkste zu sein. Im Gegenteil. In lebenden Systemen sind bestmögliche Anpassung und bestmögliche Kooperation der Schlüssel fürs Überleben.

In natürlichen Ökosystemen sind die einzelnen Elemente (Pflanzen, Pilze, Tiere) so komplex vernetzt, dass sich das System von selbst reguliert. Vernetzung, Kommunikation und Kooperation sind die wesentlichen Schlüssel für Selbstregulierung.

Das sind übrigens auch die Prinzipien, die hinter dem industriellen Produktionskonzept Industrie 4.0 stecken.

Richtige Fragen statt richtiger Antworten – ein Beispiel

Wenn Du auf ein neues Grundstück triffst, oder vor der Frage der Umgestaltung eines Grundstückes stehst, stellst Du Dir womöglich die Frage, was sich mit dem Land anfangen lässt. Eine ähnliche Frage stellst Du Dir vielleicht auch, wenn Du einen neuen Kontakt knüpfst.

Diese einfache Frage könntest Du Dir auf zwei Arten stellen:

„Was kann ich von diesem Land oder dieser Person bekommen?“

oder

„Was kann mir dieses Land oder diese Person geben, wenn ich mit ihnen zusammen arbeite?“

Die Denkweise hinter der ersten Frage zielt nur auf den eigenen Vorteil ab. Im schlimmsten Fall führt sie zu Konflikten, Zerstörung und Ausbeutung. Die zweite Frage ermöglicht Balance, gegenseitigen Respekt und zweiseitige Gewinne. Eine win-win-Situation.

Dieses Beispiel habe ich aus dem Designers‘ Manual von Bill Mollison übernommen. Um Konflikte zu vermeiden, solltest Du Dich bei der Lösung von Problemen zuerst mit den richtigen Fragen anstatt mit den richtigen Antworten beschäftigen.


Fallen Dir mehr Beispiele ein, in denen Dir eine andere Fragestellung völlig neue Möglichkeiten gegeben hat? Schreib mir gerne in den Kommentaren 🙂 !


Die grundlegende Philosophie für zukunftsfähige Lebensräume

Was macht zukunftsfähige Lebensräume aus?

Die permakulturelle Antwort darauf ist: Abhängigkeit von lebenden Systemen anstatt von fossilen, endlichen (Energie-)Ressourcen zu schaffen. „Wir können nicht viel für die Natur tun, wenn wir nicht unsere eigene Gier kontrollieren und unsere Bedürfnisse nicht in unseren bereits existierenden Siedlungen erfüllen.“– Bill Mollison.

Die grundlegende Philosophie auf dem Weg dahin (zu einer Abhängigkeit von lebenden Systemen) ist: Mit anstatt gegen die Natur zu arbeiten und integrieren anstatt abzugrenzen.

Das bedeutet auch, dass wir Verständnis aufbringen müssen, für die Menschen, die dem ersten Eindruck nach „die Schuld“ tragen. Wenn wir also Probleme lösen wollen, die sich nicht ohne die Landwirtschaft lösen lassen, brauchen wir zuerst Verständnis für die Situation und das Umfeld der Menschen, die in dieser Branche arbeiten. Schuldzuweisungen bringen uns nicht weiter. Beobachtung, Verständnis und Kooperation hingegen schon.

Auf Deinen Garten übertragen erfordert diese Einstellung, dass Du natürliche Prozesse (z.B. Sukzession), Muster (bestimmte Pflanzen tauchen immer mit anderen zusammen auf) und Nachbarn in Deine Planung einbaust. Wie Du dabei vorgehen kannst, erfährst Du im Laufe dieser Serie.Wie siehst Du das? Was macht einen zukunftsfähigen Lebensraum für Dich aus? Schreib mir in den Kommentaren 🙂 !

>> Hier geht’s zum nächsten Teil: Prinzipien und Grundsätze der Permakultur-Gestaltung.

Oliver

Zwischen Bachelorabschluss und Masterstudium nahm ich mir ein Jahr Zeit, um Europa zu bereisen und für mich zu klären, wie und was ich nach dem Studium arbeiten will und vor allem, wie ich damit meinen Beitrag zu einer nachhaltigen Zukunft leisten kann. Der reine Energiefokus meines Bachelorstudiums griff mir angesichts der komplexen Herausforderungen für unsere Zukunft etwas zu kurz. Im Laufe der Reise bin ich auf zwei Themen gestoßen, die für alles zusammen brachten: Permakultur-Gestaltung und regenerative Landwirtschaft. Deshalb habe ich mich ein Jahr voll diesen beiden Themen gewidmet und mein Masterstudium stark zurück geschraubt. So ist auch dieser Blog entstanden. Mittlerweile habe ich meinen Fokus wieder auf den Energiebereich gelegt. Jetzt helfe ich dabei die Energiewende mit Projekten zur nachhaltigen Biomassenutzung auf den Weg zu bringen. Den Blog habe ich an René übergeben.

2 Kommentare zu “Meine Erfahrungen aus Geoff Lawtons PDC 2.0 (Artikelserie): Ethik und Philosophie

  1. Pamela

    Hey, toller Artikel! Ich freu mich schon auf die Fortsetzung – da ich ja selbst auch an Geoff’s Online-PDC teilnehme, ist es sehr interessant zu lesen, wie andere (also du) die Inhalte aufnehmen.

    Du hast das dritte Permakultur-Ethik-Prinzip mit „fair share“ angegeben und es mit dem Thema „Mäßigung“ und „Grenzen“ verbunden. Mir persönlich gefällt die Formulierung „return of surplus“ (Überschüsse weiter- bzw. zurückgeben) besser. Der Unterschied scheint zwar klein zu sein, aber für mich stehen da grundsätzlich andere innere Haltungen dahinter. Bei „sich mäßigen / begrenzen“ und „fair“ komme ich ganz schnell in so eine Art Mangel-Denken hinein: O je, die Ressourcen sind knapp, wir müssen das wenige, das wir noch haben, gerecht verteilen… d.h. ich darf nur ganz wenig verbrauchen, sonst muss ich ein schlechtes Gewissen gegenüber meinen Mitmenschen haben… usw.
    „Return of surplus“ dagegen lässt in mir ein Gefühl von Fülle und Reichtum entstehen: Es ist genug für mich UND für alle da! Meine (Permakultur-)Lebensweise produziert sogar Überschüsse – und alles, was ich tun muss, ist, diese Überschüsse weiter zu verschenken bzw. der Natur zurück zu geben. Das mach ich doch gern! 🙂

    Szenario 1: Februar 2011. Ich stehe im Supermarkt vor der Obsttheke und starre ungläubig auf die Plastikkistchen mit frischen Himbeeren. HIMBEEREN?? Um diese Jahreszeit?? Die können ja nur von der anderen Seite des Erdballs kommen! Schrecklich, diese CO2-Bilanz, die darf ich auf keinen Fall kaufen! Auch wenn sie lecker aussehen und ich jetzt gerade soooo Lust auf Himbeeren hätte… meine ganze Sehnsucht nach Sommer schreit nach Erfüllung durch dieses kleine Kästchen süßer Beeren. Aber ich darf ja nicht. Wieso muss ich auch immer diese schrecklichen, bösen Gelüste haben! Vielleicht ist es weniger schlimm, wenn ich nur dieses EINE mal welche kaufe…?

    Szenario 2: Februar 2017. Ich stehe im Keller vor dem Vorratsregal und stelle fest, dass immer noch 5 Flaschen vom selbstgemachten Sommerbeerensaft da sind. Mit einem Lächeln denke ich an die Himbeer-Orgien, die wir im Garten meiner Mutter gefeiert haben. Bis in den Herbst hinein konnten wir so viele Beeren naschen, wie wir wollten. Und jetzt im Winter bringt der eingekochte Saft die Erinnerung an die Fülle des Sommers zurück. Bald geht die Garten-Saison wieder los, wir brauchen Platz im Regal! Ob ich meiner Kollegin mal eine Flasche Saft mitbringe? Oder der neuen Nachbarin?

    Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind, hat Einstein gesagt. Deshalb finde ich den grundlegenden Bewusstseinswandel, der hinter Permakultur steht, so wichtig. Es geht nicht darum, WENIGER vom SCHLECHTEN zu machen, sondern MEHR vom GUTEN! Und dabei sind unsere Bedürfnisse als Menschen (auch die nach Genuss und Konsum!) nichts, was streng begrenzt oder bekämpft werden müsste. Im Gegenteil – es geht darum, die in Raum und Zeit PASSENDE Nahrung zu finden, die unsere Bedürfnisse wirklich befriedigt, anstatt nur leeren Ersatz für etwas anderes zu bieten. Anders gesagt: Nicht meine Sehnsucht nach Sommer war falsch, sondern die Art, wie ich ihr im Februar 2011 begegnet bin. Die Lösung besteht nicht darin, KEINE Himbeeren im Februar zu kaufen, sondern darin, den Sommer dann auszukosten, wenn er stattfindet, so dass die Befriedigung daraus bis zu seiner Wiederkehr anhält…

    Liebe Grüße,
    Pamela

    • oliverviertmann

      Hi Pamela,

      an das Einstein-Zitat musste ich auch beim Schreiben denken :).

      Konsumbegrenzung halte ich für einen der wichtigsten Schritte hin zu einem enkeltauglichen Lebensstil. Aber Begrenzung an sich ist leider nicht sexy.

      Da hast Du Recht. Auf die positiven Effekte, die die miesepetrige Begrenzung mit sich bringt, bin ich nicht eingegangen.

      Dein Kommentar erinnert mich an einen Abschnitt aus Toby Hemenway’s Buch „The Permaculture City“. Die Denkweise hinter dem Kapitel „Livelihood, Real Wealth and Becoming Valuable“ geht in Richtung von Deinem Szenario 2. Aus Dem Kapitel werde ich etwas in den Artikel einfließen lassen. Danke, ohne Deinen Kommentar hätte ich das eine mit dem anderen nicht zusammen gebracht 🙂

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