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Welche Kritikpunkte gibt es an der Permakultur? Jedes Konzept verdient eine kritische Untersuchung, denn dadurch kann es sich verbessern. Mit der Permakultur ist das natürlich nicht anders. Deshalb beschäftige ich mich in diesem Beitrag mit Kritik aus dem Internet und nehme zu den Kritikpunkten Stellung.

Permakultur Kritikpunkt 1: Man kann es nicht überall anwenden

Das stimmt nicht ganz. Permakultur bietet an den Kontext angepasste Lösungen. Deshalb ist es natürlich schwierig, ein Konzept aus einem Guss für jeden Anwendungsfall zu schaffen. Aus dieser Sicht ist diese Kritik an der Permakultur durchaus gerechtfertigt. Allerdings ist unsere heutige Landwirtschaft auf Standardlösungen aufgebaut: Pflügen im Frühjahr, danach Aussaat. Im nächsten Schritt dann gegen Herbizide spritzen und im Bestfall eine gute Ernte einfahren. Das ist eine recht einfache Anbauweise, die sich vielfach anwenden lässt. Deshalb sieht unsere Kulturlandschaft heute auch so aus wie sie aussieht.

Mit der Permakultur schaffen wir aber produktive Ökosysteme, die an die Landschaft angepasst sind. Das ist ein fundamentaler Unterschied und deshalb brauchen wir eine neue Denkweise. Es ist ein bisschen wie beim Kochen: Ich kann entweder nach Rezept kochen und bekomme ein gleichmäßiges Ergebnis. Wenn ich aber ein sehr kreativer Koch bin, kenne ich alle Zutaten und kann sie geschickt zu neuen Rezepten kombinieren. Permakultur Designer sind also kreative Köche für unterschiedlichste Landschaften.

Bild: Milkwood.net via Flickr. Lizenz: CC BY-NC-SA 2.0 https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/2.0/

Wenn wir diesen Permakultur Kritikpunkt überwinden wollen, müssen wir uns also für eine neue Denkweise öffnen. Wir bauen ja auch nicht jedes Gebäude genau gleich, nur weil wir darin wohnen wollen. Wir möchten schöne Gebäude, die unser Stadtbild prägen und eine Atmosphäre vermitteln. Deshalb haben wir auch verschiedenste Baustile, die von Architekten entwickelt wurden und nicht nur Baustatiker und Ingenieure.

Permakultur – ein Hippie-Ansatz?

Natürlich muss das ganze funktionieren können. Niemandem hilft ein Gebäudekonzept, dass statisch nicht hält. Das Design muss auf die Realität abgestimmt und umsetzbar sein und hier liegt vielleicht auch ein weiterer Permakultur Kritikpunkt versteckt. Denn oft höre ich, dass Permakultur nur eine Hippie-Bewegung sei. Aus meiner Sicht hängt das damit zusammen, dass Permakultur Design jetzt erst professionell wird.

Erst seit kurzer Zeit gibt es Permakultur Designer, die auf dem Niveau von Landschaftsarchitekten arbeiten können und im Vergleich zur Größe der globalen Bewegung sind das noch recht wenige. Gleichzeitig gibt es sehr viele kleine Initiativen, die noch sehr unprofessionell arbeiten und das vermittelt natürlich den Eindruck von einem chaotischen Haufen. Ich glaube aber, dass in Zukunft eine weitere Professionalisierung der Permakultur voranschreitet.

Permakultur Kritikpunkt 2: Damit lässt sich kein Geld verdienen

Dieser Permakultur Kritikpunkt wird häufig von Landwirt*innen geäußert. Auch hier müssen wir wieder einen Blick darauf werfen, wie unsere heutige Landwirtschaft funktioniert. Landwirte sind heute hochgradig von EU-Agrarsubventionen abhängig. Das bedeutet konkret, dass die Nahrungsmittel weniger Wert sind, als die Landwirte zum Leben brauchen. Sie bekommen daher über die Flächenförderung Geld für ihre bewirtschafteten Flächen. Auf diese Weise stützt die Politik also eine heimische Produktion von Nahrungsmitteln, die sonst nicht konkurrenzfähig wäre.

Permakultur verfolgt einen grundsätzlich anderen Ansatz. Anstatt auf Subventionen zu setzen, wird zunächst für den Eigenbedarf angebaut. Aus diesem Grund finden sich Permakulturen oft eher auf kleineren Höfen oder in Gärten. Allerdings kann Permakultur durchaus auch auf größeren Höfen funktionieren. Hier würde man aber viel stärker auf direkte Vermarktung setzen. Ein gutes Beispiel dafür ist die Bewegung der solidarischen Landwirtschaften. Durch ein Abomodell bekommen die Landwirte dort einen garantierten monatlichen Betrag für ihre Ernte. Die Konsumenten holen sich ihre Ernteanteile direkt vom Feld.

Hofläden sind wohl die ältesten Formen der Direktvermarktung für Landwirte. Bild: Pixabay

Zusätzlich dazu investieren Permakultur-Landwirte mehr Zeit und Energie in Veredelung ihrer Grundprodukte, um den Wert ihrer Lebensmittel zu steigern. Außerdem versuchen sie, eine Stammkundschaft aufzubauen und umgehen so die Zwischenhändler wo viel Wertschöpfung hängen bleibt. Auf diese Weise entwickeln Permakultur Designs eine ganz eigene Form des landwirtschaftlichen Unternehmertums. Der Permakultur Hof ist ein Unternehmen, das seine Produkte möglichst geschickt am Markt platziert und damit direkt in Konkurrenz zu den Supermärkten tritt. Dabei hat es den Vorteil, direkt mit den Kunden in Kontakt zu sein und vielfältige Produkte anzubieten. Damit macht Permakultur die abhängige moderne Landwirtschaft erst wieder profitabel.

Kritikpunkt 3: Damit kann man die Bevölkerung nicht ernähren

Diese Kritik an der Permakultur ähnelt dem Kritikpunkt, dass ich Permakultur auf großen Flächen nicht anwenden kann. Hier muss ich sagen: Es kommt darauf an. Permakultur entfaltet seine größte Produktivität mit Sicherheit auf kleinen Flächen. Allerdings ist das ganz natürlich, denn intensiv bewirtschaftete Flächen sind einfach produktiver als extensiv bewirtschaftete Flächen. Die Frage, um die es hier eigentlich ist ist also: Kann ich Permakultur auch extensiv gestalten?

Bild: Pixabay

Die Antwort ist: ja, kann ich. Permakultur schließt den Einsatz von Maschinen ja nicht aus. Es wird lediglich hinterfragt, in welcher Intensität ich das machen muss. Braucht es zum Beispiel den riesigen Traktor, oder kann ich mit kleineren Traktoren genauso geschickt arbeiten? Und produktive Ökosysteme kann ich auch auf großen Flächen etablieren und Kreisläufe schaffen. Beispiel Agroforst: Hier kann ich große Baumpflanzungen mit Getreideanbau oder Weidewirtschaft kombinieren und verschiedenste Erträge erzielen. Zusätzlich kann ich mit Keyline Design und Rigolen das Wasser in der Landschaft speichern und damit die Produktivität erhöhen. Das ganze ist dann schon viel vielfältiger als eine Getreide- oder Soja-Monokultur.

Es ist also durchaus möglich, auch große Flächen unter Einsatz von Maschinen nach den Prinzipien der Permakultur zu bewirtschaften. Es erfordert aber, wie immer, ein Permakultur Design, das die verschiedenen Bewirtschaftungsformen und Elemente miteinander kombiniert. Erst dann bekommen wir die ganzen Vorteile durch die vielen positiven Verbindungen zu sehen.

Keine großen Permakultur-Höfe in Deutschland – woran liegt’s?

Wenn das alles schon möglich ist, wo liegt denn dann heute das Problem? Warum gibt es noch keine sehr großen Permakultur Höfe? Weil wir in Deutschland leben und alles überreguliert ist. Es gibt zum Beispiel sehr strenge Vorgaben, was ich auf Grünland machen darf. Einen Teil davon mit Bäumen bepflanzen? Auf garkeinen Fall! Verstoß gegen Naturschutzregeln. Außerdem ist der Übergang von einer klassischen Landwirtschaft zu einer Permakultur ungleich schwieriger als von konventionell auf Bio umzustellen.

Ich muss mir als Landwirt nämlich viele Gedanken machen, was mich die Umstellung kostet und gehe ein hohes Risiko ein. Gleichzeitig gibt es wenige positive Vorreiter, von Sepp Holzer mal abgesehen. Auch professionelle Agroforst- oder Permakulturberater sind bisher eher rar gesät. Das hängt natürlich auch damit zusammen, dass sich dieser Bereich gerade erst entwickelt. Und von der Bundesregierung gibt es keine Fördergelder, mit denen eine solche Beratung bezahlt werden könnte. Aus diesen Gründen sind große Permakultur-Höfe derzeit noch so selten. Eine der wenigen Ausnahmen ist vielleicht die Bannmühle Odernheim, wo Bauer Hans Pfeffer mit wissenschaftlicher Unterstützung echte Pionierarbeit leistet.

Kritikpunkt 4: Permakultur ist zu beliebig

Extensiver Anbau mit vielen Baumpflanzungen oder intensiver Mischkulturanbau im Gemüsegarten. Na was denn nun? Diese Permakultur Kritik wurde vor allem von Peter Harper in seiner Kritikschrift „Die Ställe ausmisten“ vorgetragen. Diese Kritik ist aus meiner Sicht am meisten gerechtfertigt, weil Permakultur weder das eine noch das andere ist. Es lässt sich eben nicht auf eine einzelne Methode oder Bearbeitungsweise festzurren. Das sieht man schon gut am Konzept der Zonierung: In Zone 0, 1 und 2 ist die Bewirtschaftung am intensivsten und auch die Erträge sind am höchsten. In den Zonen 3, 4 und 5 nimmt die Intensität der Bewirtschaftung ab und wird immer extensiver. Dadurch nehmen die Erträge natürlich auch ab. Wir müssen die Permakultur aber als ein ganzes betrachten, also alle Zonen gemeinsam. Es ist also ein Amalgam aus intensiven und extensiven Anbauzonen.

Die Bannmühle als Beispiel für eine ganzheitliche Bewirtschaftung

Permakultur Rheinland-Pfalz Bannmühle
Die Bannmühle in Odernheim. Mit 80 ha Fläche auch schon ein großer Hof. Bild: Hans Pfeffer

Schön und gut, aber können wir das ganze dann überhaupt auf unsere moderne Landwirtschaft übertragen? Und wenn ja, wie? Klar ist, dass ein landwirtschaftlicher Betrieb aus Permakultur-Sicht wesentlich breiter aufgestellt sein muss. Also nicht nur Tiere halten oder Gemüseanbau betreiben, sondern eine Kombination aus allem. Die Bannmühle in Odernheim mit 80 ha Fläche ist dafür ein gutes Beispiel. Ein kurzer Überblick über deren Bewirtschaftungsformen:

  • 1. Zone: Market-Garden Solawi,
  • 2. Zone: Hühnermobil, Eiververkauf, Hofladen
  • 3. Zone: Apfelanbau, Saftpresse
  • 4. Zone: Rinderhaltung, Kurzumtriebsplantagen für Holzpellets, Wasserturbine, Solaranlage
  • 5. Zone: Brachliegende Wiesen, Mühlgraben

Wir sehen also, dass die Bewirtschaftung und Vermarktung der Bannmühle auf mehreren Standbeinen fußt und unterschiedlich intensiv ist. Apfelernte und Saftpresse steht zum Beispiel nur einmal im Jahr an und auch die Pflege der Bäume ist weniger arbeitsintensiv als sich um die Tiere zu kümmern. Durch diese Kombination von verschiedenen Bewirtschaftungsformen ergibt sich aber ein sehr resilientes System, auch finanziell. Denn die Bannmühle hat so viele Standbeine, dass sie eine breite Produktpalette anbieten kann und das lockt natürlich auch Menschen in den Hofladen.

Fazit

Was ist der rote Faden der sich durch die ganze Permakultur Kritik zieht? Nach meiner Ansicht passt die Permakultur nicht in derzeitige Denkweisen. Permakultur ist ein ganzheitlicher Gestaltungsansatz, der versucht unterschiedlich intensive Produktivitätszonen zu schaffen. Der Arbeitsaufwand ist natürlich je nach Bewirtschaftungsintensität höher oder niedriger. Die Permakultur ist also keinesfalls die eierlegende Wollmilchsau. Die Kombination aus hohem Ertrag und geringem Arbeitsaufwand kann auch die Permakultur nicht bieten. Allerdings kann die geschickte Kombination von intensiv und extensiv bewirtschafteten Flächen ein System schaffen, das sich gegenseitig sehr gut ergänzt. Und dadurch können tatsächlich Erträge gesteigert und Betriebskosten gesenkt werden.

Denn in einem guten Mischkulturgarten muss ich weder Schnecken sammeln, noch habe ich Verluste durch zu viele Schädlinge. Gleichzeitig spare ich mir Kosten für zugekaufte Düngemittel und Schädlingsbekämpfer. Auf einen großen Maßstab übertragen gilt das gleiche. Unterschiedliche Bewirtschaftungsweisen ergänzen sich, sobald wir es schaffen Verbindungen zu schaffen und das steigert die relative Produktivität des Gesamtsystems. Wenn man Permakultur jedoch als eine einzelne Methode oder Bewirtschaftungsweise versteht, ist sie den Methoden der modernen Landwirtschaft aber eher unterlegen. Ich kann zum Beispiel das Konzept der Reihenmischkultur, das für einen Selbstversorgungsgarten ausgelegt ist, nicht auf viele Hektar Land übertragen. Ich muss immer wieder nach Lösungen für meinen spezifischen Kontext suchen und das ist der Job eines jeden guten Permakultur Designers.

Quellen

Titelbild: Unsplash

Rene Franz

Seit 2016 beschäftige ich mich fast täglich mit der Permakultur. Für mich ist sie einer der ganzheitlichsten Gestaltungsansätze unserer Zeit. Deshalb schreibe ich hier über viele Lösungen mit denen uns die Permakultur dabei helfen kann, den Wandel zu gestalten. Derzeit befinde ich mich in der Weiterbildung zum Dipl. Permakultur-Gestalter an der Permakultur Akademie und zum zertifizierten Holzer Praktiker auf dem Krameterhof.

4 Kommentare zu “Permakultur Kritik – eine kritische Betrachtung der Permakultur

  1. Hallo,
    habe ich evtl übersehen zu lesen, dass Mulchen dem Boden Stickstoff entzieht?
    Wie kann das verhindert werden?
    Ich habe nämlich letztes Jahr die Beete mit Rasenschnitt etc. den Sommer über abgedeckt. Anschließend habe ich den Mulch abgeräumt und Feldsalat mehrfach eingesät aber nicht ein einziges Pflänzchen ist aufgegangen.Lediglich einige „verirrte“ auf nicht gemulchte Flächen gefallene Samen sind munter gesprossen. Das hat mir zu denken gegeben. Was habe ich falsch gemacht?
    Für Tipps wäre ich dankbar.
    M.Huber

    • Rene Franz

      Guten Tag Herr Huber,

      vielen Dank für Ihren Kommentar. Wenn Sie mit Rasenschnitt mulchen, sollten Sie diesen immer gut anwelken lassen. Grundsätzlich ist Rasenschnitt aber stickstoffhaltig, sodass hier nicht von einem Entzug von Stickstoff während der Kompostierung ausgegangen werden muss.

      Dass der Feldsalat an der gemulchten Stelle ist, kann verschiedene Ursachen haben. Denken Sie zum Beispiel an mögliche Spritz- und Düngemittel, die Ihr Rasen bekommen hat, auf die der Spinat reagieren könnte. Generell ist es ratsam, den Boden zu untersuchen, wenn bestimmte Pflanzen nicht angehen. Dass können Sie zum Beispiel mit einer Raiffeisen Laborprobe machen. Auch auf die Keimfähigkeit des Saatguts sollte geachtet werden. Eine Faustregel besagt, dass Saatgut jedes Jahr etwa 1/3 seiner Keimfähigkeit verliert. Achten Sie hierbei also auch auf möglichst frisches Saatgut.

      Ich hoffe, dass ich Ihnen mit diesen Tipps weiterhelfen konnte, an einem Stickstoffmangel kann es aus meiner Sicht an dieser Stelle nicht liegen, da der Rasenschnitt durchaus Stickstoff enthält.

      Viele Grüße
      Rene Franz

  2. Sehr geehrter Herr Franz,

    Habe mich ausserordentlich gefreut, Ihre Homepage gefunden zu haben.
    Vielen Dank für Ihr Engagement ????????????

    Gerade habe ich Ihre Auseinandersetzung mit verschiedenen möglichen Kritikpunkten an Permakultur gelesen.

    Ich finde Sie haben völlig Recht: Ja! Wir brauchen eine neue Denkweise in diesen Dingen.

    Vielleicht könnten Sie an der Stelle noch deutlicher herausstellen, dass mit Blick auf die Zukunft ( Klimawandel, Trockenheit, Hitze, Starkregen) die Frage nach der Rentabilität eines Permakultursystems im Vergleich mit konventioneller Landwirtschaft im industriellen Maßstab von Jahr zu Jahr mehr zu Gunsten der Permakultur ausfallen wird.
    Stichwort: Resilienz

    Oder liege ich da falsch? Dann bitte ich um kurze Rückmeldung.

    Ich: 51 Jahre,m, Dipl.-Geologe mit nur einem Jahr Arbeitserfahrung, dann Musiker, seit 10 Jahren Angststörung mit Depressiven Episoden, erwerbsunfähig, seit 5 Jahren Nutzungs- und Gestaltungsmöglichkeiten in einem groooßen Garten und zunehmend interessiert an und überzeugt von Permakultur, Waldgarten-Konzept, neuen Konzepten der Entsorgung und Nutzung menschlicher Ausscheidungen, Effektiven Mikroorganismen und allem, was uns besser und nachhaltiger in die Zukunft bringt.

    Liebe Grüße und Gottes reichen Segen für Ihren Weg!

    Gernot Rindt, Hilpoltstein

    • Rene Franz

      Hallo Herr Rindt,

      vielen Dank für Ihren Kommentar und Ihre lieben Worte. Es freut mich sehr, dass der Blog hier für Sie inspirierend ist und momentan kann ich hier leider viel weniger Zeit reinstecken, als ich eigentlich gerne würde. Deshalb antworte ich auch erst so spät, wofür ich mich bei Ihnen entschuldigen möchte.

      Nun zu Ihren Punkten. Es ist genau so wie Sie sagen, dass die Permakultur viel wirtschaftlicher ist, als die konventionelle Landwirtschaft, wenn man einen größeren Zeithorizont zu Grunde legt. Soviel ich weiß, ist derzeit nur der demeter-Anbau dazu in der Lage den Boden zumindest zu erhalten. Alle anderen Anbauformen arbeiten nach meinem jetzigen Wissensstand extraktiv, das heißt sie beuten den Boden aus und irgendwann ist vom Oberboden einfach nichts mehr übrig, worin man noch anbauen könnte.

      Dieser Umstand verursacht Kosten. Vielleicht nicht jetzt, aber auf jeden Fall in der Zukunft. Das ist heute ja mit vielen Dingen in der Wirtschaft so, dass Kosten externalisiert werden. Kosten werden also einfach ignoriert und entweder in die Zukunft oder in andere Länder ausgelagert um in der Gegenwart und im eigenen Land kurzfristige Gewinne erzielen zu können. Weder die eigenen Kinder und Enkelkinder, noch Menschen in Ländern der “dritten Welt” oder sogenannten “Entwicklungs- und Schwellenländern” werden dabei beachtet.

      Würden diese Kosten in den Preis für die Nahrungsmittel mit einfließen, die wir heute in Supermärkten kaufen können, müssten diese aus meiner Sicht teurer sein, als Lebensmittel aus Permakultur-Anbau. Denn die Kosten, eine Wüste wieder in einen Wald zu verwandeln sind definitiv höher, als geringe Ertragseinbußen hinzunehmen und dafür nachhaltig und regenerativ das Land zu bewirtschaften.

      Wo wir von Ernteeinbußen sprechen muss ich mich aber gerade selbst hinterfragen. Viele Untersuchungen haben gezeigt, dass das Landnutzungsverhältnis von Polykulturen wesentlich besser ist, als von Monokulturen. Das bedeutet, dass Polykulturen auch wirtschaftlicher sein müssen, als Monokulturen denn es wird weniger Land für den gleichen oder sogar noch für einen höheren Ertrag benötigt, als auf einer Monokulturfläche. Wenn Sie darüber mehr erfahren möchten, schauen Sie doch einmal in meinen Blogbeitrag zum Thema Agroforst, dort erkläre ich das Landnutzungsverhältnis noch ein wenig genauer: https://permakulturblog-9kb35adtca.live-website.com/agroforst/#h-besseres-landnutzungsverh-ltnis

      Hinzu kommen selbstverständlich die Herausforderungen des Klimawandels, wie Sie es ja bereits genannt hatten. Monokultursysteme sind wesentlich anfälliger für alle Arten von Extremwetter aber auch Schädlingen. Permakultursysteme werden im besten Fall als resiliente Systeme geplant, wo mehrere Funktionen von mehreren Elementen erfüllt werden und umgekehrt. Die Kosten für konventionelle Nahrung werden in Zukunft daher vermutlich auch im Supermarktpreis steigen, denn diese Entwicklung wird die Betriebskosten von Landwirtinnen und Landwirten massiv ansteigen lassen. Im Zuge davon kann ich Ihnen auch folgenden Fernsehbeitrag empfehlen, wo es um die wirtschaftlichen Vorteile von Komposttee im Vergleich zu immer mehr Mineraldünger in der konventionellen Landwirtschaft geht: https://www.youtube.com/watch?v=SiCOnVoqdHw

      Herr Rindt, vielen Dank nochmal für den Kommentar. Ich konnte dadurch noch auf viel mehr Aspekte eingehen, als mir im Beitrag überhaupt eingefallen sind. Ihre Anwendungsfelder finde ich sehr spannend und möchte gerne mehr über Ihre Projekte erfahren! Wenn Sie möchten, schreiben Sie mir doch einfach mal eine E-Mail an info@permakulturblog.de und erzählen mir mehr über Ihre Erfahrungen.

      Viele Grüße
      René Franz

      Autor bei Permakulturblog.de

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