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Hof Lebensberg

Auf dem Hof Lebensberg bei Obermoschel ist gerade einiges in Bewegung. Eine Gruppe von Menschen hat sich dort zusammengefunden, um den Hof fit für die Zukunft zu machen. Der 11 ha große Hof soll auf eine regenerative Bewirtschaftungsweise, unter anderem mit Agroforst und Keyline-Design umgestellt werden. Ich hatte die Gelegenheit mit einer der Initiatior*innen, Janine Raabe über das Projekt und die zugehörige Crowdfunding-Kampagne zu sprechen.

Die Hintergründe des Projekts Hof Lebensberg

René: Janine, wie hat denn bei diesem Projekt alles angefangen?

Janine: Paul und ich hatten schon seit längerem den Traum einen Hof zu gründen. In Holland war ein Hof in Aussicht, die Gemeinschaft konnte dort aber nicht zustande kommen. Es gab einfach keine langfristige Sicherheit, Allerdings war es uns eine Herzensangelegenheit, das Ganze in Gemeinschaft und generationenübergreifend aufzuziehen.

René: Das ist ja ein Traum, den viele Menschen irgendwo haben. Wieso soll es denn ausgerechnet bei euch auf dem Hof Lebensberg klappen, was ist euer professioneller Hintergrund?

Janine: Ich habe International Forest Ecosystem Management an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde studiert. Während des Studiums habe ich mich gefragt, ob die Menschheit es schafft den richtigen Weg wieder zu finden. Ich hatte Zweifel, ob die Degradation der Ökosysteme widerrufbar ist. Während des Studiums habe ich mich auch viel mit Permakultur, der Transition Bewegung und Waldgärten auseinandergesetzt. Dann gab es einen Moment, der mich davon überzeugt hat, dass der Mensch auch größere Ökosysteme wieder regenerieren kann, als ich ein Video von Ernst Götsch gesehen habe, der weltweit Projekte im Bereich der syntropische Landwirtschaft macht.

YouTube-Video über Ernst Götsch’s Vision und die Grundzüge der syntropischen Landwirtschaft (15 Minuten). Zum ansehen bitte „Performance-Cookies“ unten rechts in den Cookie-Einstellungen aktivieren.

Erfahrungen in Brasilien und Beratungstätigkeit

Ich habe dann in Brasilien 8 Monate ein Praktikum bei ihm gemacht und über die syntropische Landwirtschaft theoretisch und praktisch gelernt. Das hat mich im Herzen berührt, da ich gesehen habe, wie voll die Natur sein und den Menschen Erträge bieten kann. Als ich nach Europa zurückkam, war Ernst Götsch auch gerade hier und hat eine Gruppe von jungen Menschen beraten, die einen Waldgarten aufbauen wollten. Dort habe ich meinen jetzigen Partner Paul kennengelernt, bin dort geblieben und habe geholfen den Waldgarten zu designen. Darüber habe ich dann auch meine Abschlussarbeit geschrieben. Paul kommt auch aus dem Gartenbaubereich und wir haben uns aufgrund unserer gemeinsamen Interessen gegenseitig angetrieben, mehr zu lernen und Kurse zu besuchen. Unter anderem war auch ein Kurs in holistischem Weidemanagement dabei. Zu diesem Zeitpunkt kannten wir den Kahlforsterhof aber natürlich noch nicht.

YouTube-Video: TED-Talk von Alan Savory über Wüstenbegrünung mit holistischem Weidemanagement (22 Minuten). Zum ansehen bitte „Performance-Cookies“ unten rechts in den Cookie-Einstellungen aktivieren.

Wir haben uns dann mit The Forest Farmers selbstständig gemacht und Beratungsdienstleistungen im Bereich Agroforst und Waldgärten angeboten. Der größte Betrieb war bisher ein 90ha Betrieb in NRW. Mittlerweile sind wir im Bereich der regenerativen Landwirtschaft unterwegs, da wir dies als einen Überbegriff empfinden, welcher sowohl Agroforstwirtschaft, pfluglosen Ackerbau, holistische Weidetiehaltung, Waldgärten und andere System miteinander integrieren kann.

Der Hof Lebensberg

Dann haben wir Michael König kennengelernt, der den Kahlforsterhof bei Obermoschel besitzt. Wir haben uns von Beginn an intensiv ausgetauscht und Michael war auf der Suche nach regenerativen Bewirtschaftern für den Hof. Seitdem haben wir ein Konzept für eine Agroforstbewirtschaftung entwickelt und auch ein Vermarktungskonzept. Es gibt jetzt auch eine gemeinnützige Stiftung, die den Hof über mehrere Generationen tragen soll. Michael König ist den großen Schritt gegangen die Hofstelle und die Hauptschläge in die Stiftung Zukunftsland zu geben, sodass sie fortan nicht mehr in privater Hand liegt.

Hof Lebensberg Gemeinschaft
Die „vielen Schultern“ der Gemeinschaft Hof Lebensberg. Bild: Janine Raabe

Anfang diesen Jahres wurde es Zeit, Mitstreiter*innen zu finden, die bei dem Projekt mitwirken. Dann haben wir einen offenen Brief geschrieben und es haben sich einige Menschen gefunden, die nun am Projekt mitwirken. Wir sind mittlerweile eine richtige Gemeinschaft und wir arbeiten mit einer soziokratischen Organisationsstruktur.

YouTube-Video: Soziokratie einfach erklärt mit Susanne Käzner vom Soziokratie-Zentrum (15 Minuten). Zum ansehen bitte „Performance-Cookies“ unten rechts in den Cookie-Einstellungen aktivieren.

Das Design der Fläche

René: Das klingt ja, als stünde das Projekt Hof Lebensberg mittlerweile auf vielen Schultern. Was genau möchtet ihr auf dem Hof verwirklichen und wie ist die Ausgangslage?

Janine: Die Fläche beträgt insgesamt 11 ha und weist einen sehr verdichteten und erodierten Lehmboden auf. Da sie auf der Kuppe des Berges liegt und Heckenstrukturen fehlen, kann der Wind ungehindert durchpfeifen. Dadurch trocknen die Flächen in diesem ohnehin niederschlagsarmen Gebiet noch weiter aus und es kommt zu Winderosion. Eines der Ziele ist es daher, durch Gehölze und Heckenstrukturen Windschutz zu kreieren. Wir planen dieses Jahr Baumpflanzungen von 30.000 Bäumen und Sträuchern auf dem Hauptschlag nordwestlich der Hofstelle des Hof Lebensberg durchzuführen.

Hof Lebensberg
Eine Skizze der auf dem Hof Lebensberg geplanten Agroforstsysteme. Bild: Janine Raabe

Außerdem ist es problematisch, dass das Wasser aufgrund der hohen Bodenverdichtung und dem fehlenden Humusgehalt nicht gut versickern kann. Der Oberflächenabluss führt dazu, dass die in den Tälern liegenden Dörfer und Städte bei Starkregenereignissen mit Hochwasser zu kämpfen und zum Teil millionenschwere Schäden haben. Wir arbeiten daher mit verschiedenen Methoden, um den Humusgehalt im Boden zu erhöhen.

Verbesserung der Bodenstruktur und Biodiversität durch Keyline-Design und Baumpflanzungen

Zudem ist das ganze Design nach dem Keyline-Prinzip angelegt, um dass Wasser auf der Fläche zu verteilen und dem Wasser mehr Zeit zu geben, einsickern zu können. Auch tiefwurzelnde Pflanzen sind ein wichtiger Aspekt, um dauerhaft die Bodenstruktur zu verbessern. Da wir langfristig die Bodenverdichtung minimieren wollen, arbeiten wir mit leichteren Maschinen, als es in der heutigen Landwirtschaft oft gängig ist. 

Der gesamte Bergrücken, auf welchem sich der Kahlforster Hof befindet, ist insgesamt sehr landwirtschaftlich geprägt und es gibt nur wenig Biodiversität. Wir pflanzen diesen Winter insgesamt über 150 Arten und freuen uns darauf, in den nächsten Jahren zu beobachten, wie die Insekten-, Vogel- und Säugetierpopulation zunehmen wird. 

Hof Lebensberg Baumpflanzungen
Vorbereitung für Baumpflanzungen beim Projekt Hof Lebensberg. Bild: Janine Raabe

Es gibt natürlich noch viele weitere Faktoren, welche Einfluss genommen haben auf den Designprozess. Grundsätzlich ist es wichtig, sich am Anfang über möglichst viele Aspekte Gedanken zu machen und es handelt sich um einen längeren Prozess. Fragen der Bewirtschaftung, der Kombination der einzelnen Gehölze und der Standortfaktoren sind ebenfalls wichtig, um Entscheidungen zu treffen. 

Die Crowdfunding-Kampagne

René: Und jetzt noch ein paar Worte zur Crowdfunding-Kampagne. Was genau erhofft ihr euch von der Kampagne und was wollt ihr mit dem gesammelten Geld konkret auf dem Kahlforsterhof umsetzen?

Janine: Wir wollen diesen Winter mehr als 30.000 Bäume und Sträucher auf den Flächen der gemeinnützigen Stiftung Zukunftsland pflanzen, dafür brauchen wir Deine Unterstützung! Unser Ziel ist es, eine zukunftsfähige, regenerative Landwirtschaft aufzubauen. Es ist möglich, Landwirtschaft zu betreiben und gleichzeitig für Klimaschutz, Naturschutz und Bodenaufbau zu sorgen! 

Um uns dabei zu helfen den ersten Meilenstein und die benötigten 175.000€ zu erreichen, kannst du gerne auf unsere Startext-Kampagnen-Seite gehen. Da findest du auch ein Video und mehr Informationen zum Projekt. 

René: Vielen Dank, Janine, für das Interview. Ich wünsche viel Erfolg bei der Crowdfunding-Kampagne und hoffentlich auch bei den noch erfolgenden Baumpflanzungen. Euer Projekt ist wirklich wegweisend!

Titelbild: Janine Raabe


Hof Lebensberg
Bild: Janine Raabe

Der Hof Lebensberg ist ein gemeinschaftlich verwalteter landwirtschaftlicher Betrieb, der bald zur gemeinnützigen Stiftung Zukunftsland gehört.

Unsere Vision ist es, gemeinschaftlich einen lebendigen Ort der Kooperation, Vielfalt und Fruchtbarkeit zu schaffen, der zeigt, dass ein Leben in Fülle möglich ist.

Wir ermöglichen Menschen sich bei uns zu begegnen, die Synergie von Mensch und Natur zu erleben und Inspiration zu schöpfen, Zukunft in dieser Weise zu gestalten.


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Rene Franz

Seit 2016 beschäftige ich mich fast täglich mit der Permakultur. Für mich ist sie einer der ganzheitlichsten Gestaltungsansätze unserer Zeit. Deshalb schreibe ich hier über viele Lösungen mit denen uns die Permakultur dabei helfen kann, den Wandel zu gestalten. Derzeit befinde ich mich in der Weiterbildung zum Dipl. Permakultur-Gestalter an der Permakultur Akademie und zum zertifizierten Holzer Praktiker auf dem Krameterhof.

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